Persönliches...

Hier finden Sie persönliche Gedanken, Überlegungen und Anregungen aus dem Themenbereich Yoga und Naturheilkunde. Die ausgesprochenen Empfehlungen stellen Empfehlungen zur Vorbeugung dar. Bei länger andauernden Beschwerden suchen Sie bitte einen Arzt oder Heilpraktiker auf 

 

 

 


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(3)17.01.2021

Jala Neti - die Ayurvedische Reinigung der Nase mit Wasser

 

(2) 26.07.2019

Was ist Yoga?

 

(1) 11.07.2019

Warum beschäftigen wir uns im Yoga mit Götterfiguren des Hinduismus, wie z.B. der Gottheit 'Shiva'? 

 



JALA NETI –  Ayurvedische Reinigung der Nase mit Wasser

 

Im Ayurveda und Yoga kennen wir spezielle Reinigungs- und Behandlungstechniken, die an der Nase ansetzen.

 

Im Yoga hat sich „Jala Neti“ als tägliche empfohlene Routine, vergleichbar mit dem Zähne putzen entwickelt. Sie dient der Reinigung der Nase, hat bei regelmäßiger Anwendung auch tiefergehende Wirkungen.

 

Für diese traditionelle Nasenspülung mit Wasser (Jala – Sanskrit: Was­ser), benötigen wir als einziges Hilfsmittel ein sogenanntes Neti-Kännchen. Hier gibt es unterschiedliche Ausführungen - begonnen mit den traditionellen Kännchen aus einer Kupferlegierung oder anderen Metallen, Keramik-Kännchen oder sehr günstige aus Kunststoff. Ansonsten benötigen wir nur noch Wasser und Salz. Die Faustregel für das Mischungsverhältnis ist ein halber gestrichener Teelöffel Salz auf eine Tasse Wasser, welches in etwa der Füllmenge der meisten Kannen entspricht. Die Wassertemperatur und der Salzgehalt sind ausschlagge­bend für die Effektivität der Nasenspülung. Daher ist es wichtig, sorgsam auf das Mischungsverhältnis zu achten und  keinesfalls auf das Salz zu verzichten. Die Mischung ist das bessere Reinigungsmittel für den Körper, da diese Lösung unseren physiologischen Verhältnissen annähernd entspricht. Reines Leitungswasser führt häufiger zu unangenehmen Empfindungen während und nach der Spülung. 

 

Jala Neti hat sich auf unterschiedlichen Ebenen bewährt:  

 

Die Reinigung der Nase von Schleimablagerungen, Pollen, Staub  und Krankheitserregern, unterstützt unseren Körper zu allen Jahreszeiten. Sie stärkt die  Abwehrkräfte und unterstützt das Immunsystem.

 

Der Reinigungseffekt wirkt sich häufig positiv bei Erkältungen und Allergien aus. Allergiker spülen häufig die Nase auch abends vor dem  Zu-Bett-Gehen, um noch einmal vor dem Schlafen Pollen und sonstige Allergene zu entfernen.

 

In ayurvedischen Abhandlungen werden zusätzlich positive Effekte auf die Ohrtrompete und Tränenkanäle beschrieben, selbst eine Verbesserung der Sehkraft bei entzündlichen Erkrankungen des Tränen-Nasenganges wurde beobachtet.

 

Jala Neti regt zu gleichmäßigem, tiefem Atmen an, was für Entspannung sorgt und sich somit unmittelbar auf Körper und Psyche auswirkt. Bei Mig­räne und Kopfschmerzen sowie bei Konzentrationsstörungen hat die Spülung häufig eine wohltuende und lindernde Wirkung.

 

Sie stellt eine Hilfe bei akuten Problemen, wie einer ständig laufenden Schnupfennase, allergischen Reaktionen, Irritationen durch Pollenflug, Asthma oder Bronchitis dar und verhilft uns auf diese Weise zu mehr Ruhe, Ausgeglichenheit und Harmonie.

 

In der ayurvedischen Medizin werden die Spülungen auch mit medizinischen Kräutertees durchgeführt, die auf die Symptome der Patienten abgestimmt werden. Hiervon ist Laien allerdings abzuraten, da es zu Überdosierungen der Kräuter oder zu verbleiben von Kräuterresten in den Nebenhöhlen kommen kann. Auch ätherische Öle sollten in keinem Fall zugesetzt werden, da diese zu Reizungen der Schleimhäute führen würden!

 

 

 

Anwendung :

 

Füllen sie handwarmes Wasser in Ihr Kännchen (ähnlich warm, wie sie es zum Haare waschen verwenden würden) und fügen Sie eine kleine Menge Salz hinzu.

 

Wenn sich das Salz voll­ständig im Wasser aufgelöst hat (zur Unterstützung kann man mit dem Finger oder mit einem kleinen Löffel das Salz verrühren), setzen Sie das Kännchen zuerst am rechten Nasenloch an. Öffnen sie zum Atmen dabei leicht den Mund. Stellen sie sich mit leicht vornüber gebeugtem Oberkörper über ein Waschbecken oder eine Schüssel und halten den Kopf leicht schräg. Neigen Sie das Kännchen, bis das Wasser beginnt, in das Nasenloch hinein zu fließen. Normalerweise wird es fast unmittelbar aus dem linken wieder herauslaufen.

 

Bei verschleimter Nase oder Nebenhöhlen-Beschwerden kann dies zu Beginn auch nur ein leichtes Tröpfeln sein, welches sich mit dem Durchlauf jedoch verstärkt.

 

Wechseln Sie die Seite, nachdem Sie etwa die Hälfte des Wassers verbraucht haben. Nun setzen Sie das Kännchen links an und lassen Sie das Wasser rechts wieder herauslaufen.

 

Während des Vorgangs sollte auch bei Kunststoffkännchen keinerlei Druck angewandt werden. Sollte der Durchfluss zu Beginn nur sehr zögerlich in Gang kommen, geben sie sich dennoch zufrieden und wiederholen die Spülung erst am nächsten Tag.

 

In jedem Fall sollten Sie die Nase noch trocknen und einmal pro Seite in ein Taschentuch schnauben. Sollte Feuchtigkeit in den Nebenhöhlen zurück­bleiben, könnten in der Folge Erkältungssymptome auftreten. 

 

Spülen Sie das Kännchen nach der Anwendung mit klarem Wasser aus und lassen es „über Kopf“ trocknen. Mindestens 1 mal in der Woche sollten sie eine Reinigung des Kännchens mit kochendem Wasser oder in der Spülmaschine vornehmen.

 

Wie bei vielen naturheilkundlichen Methoden dauert es bei chronischen Beschwerden häufig einige Wochen bis sich, neben der akuten Erleichterung, bleibende positive Effekte einstellen. 

 

Natürliche Prozesse benötigen Kontinuität und Geduld. 

 


26.07.2019

 

Was ist Yoga? 

 

In den letzten 2 Jahrzehnten ist Yoga auch in unseren westlichen Industriestaaten fast flächendeckend bekannt geworden. Bei der Suche im Internet erscheinen unterschiedliche Übersetzungen des Begriffs Yoga:„Einheit“, „Vereinigen“, „Integrieren“, „Joch“. Fast jeder hat mittlerweile seine eigene Vorstellung davon, um was es bei Yoga geht. 

 

Die meisten von uns kennen die schönen jungen Menschen auf den Covers von Yoga-Zeitschriften, die sich, scheinbar mit Leichtigkeit und bewundernswerter Kraft, in für die meisten Leser unmöglichen Körperpositionen darstellen. Viele mit denen ich ins Gespräch komme, bringen mit Yoga auch Entspannung in Verbindung, bis hin zu der Aussage: „Ich brauche kein Yoga,  ich kann schon gut schlafen!“

 

Es gibt die unterschiedlichsten „Yoga-Stile“ und unter Yoga-Lehrern und -Anbietern, kommt es immer wieder zu Diskussionen, wer das „richtige“ Yoga anbietet.

 

Yoga entstammt der alten, weitgehend hinduistisch geprägten Philosophie Indiens. Doch man muss nicht Hindu sein um Yoga auszuüben! Viele der Begriffe im Yoga stammen aus dem Sanskrit, der alten Sprache des Ostens, das ähnlich wie die Lateinische Sprache heute kaum noch gesprochen wird, jedoch auch Bezüge zu unseren europäischen Sprachen aufweist.

 

Die  Yoga-Körper-Übungen „Asanas“, dienen dazu unseren Körper beweglich, kräftig und gesund zu erhalten. Asanas können sanft oder fordernd, statisch oder dynamisch, langsam oder schnell ausgeführt werden.  Es ist möglich Yoga in allen Lebensstufen zu üben. Die unterschiedlichen Asanas können dem jeweiligen Möglichkeiten des Körpers angepasst werden. Heute gibt es sowohl Fitnessstudios, die Yoga als eine Form des Stretching vermitteln, als auch die ersten Anbieter für „Yoga -Wettkämpfe“. Damit sind wir bei etwas angekommen, das nur noch den Namen Yoga trägt, jedoch mit der eigentlichen Intension von Yoga nichts mehr zu tun hat.

 

Das Wort Asana für die Körperhaltungen, führt uns in eine ganz andere Richtung. „Asana“  bedeutet „Sitz“. Alle körperlichen Übungen sollen so ausgeführt werden, dass wir sie gleichzeitig stabil und doch entspannt halten und ausführen können (im übertragenen Sinn darin sitzen können), gerne an der Grenze des Wohlfühlbereichs, doch niemals unter Schmerzen oder verkrampft und unter Anspannung. Im ursprünglichen Yoga  sollten die unterschiedlichen Haltungen den Übenden darauf vorbereiten, völlig entspannt, gelassen und doch kraftvoll im sogenannten Lotussitz lange Zeit verweilen zu können.

 

Wenn wir, am sinnvollsten angeleitet von einem Lehrer, mit tiefer Atmung und Achtsamkeit unsere Übungen ausführen, lernen wir mehr und mehr unseren Ehrgeiz, unsere Verspannungen und die überzogenen Erwartungen an unseren Körper und an uns als Mensch, zuerst wahrzunehmen und dann Stück für Stück loszulassen. Gleichzeitig lernen wir, da wo wir es uns vielleicht nicht zugetraut haben, uns zu überwinden, an unseren Grenzen zu arbeiten und uns an neue, ungewohnte Bewegungen heranzutrauen - zumindest für den Zeitraum auf der Yoga-Matte.  

 

Über die Wahrnehmung unseres Körpers, lernen wir uns selbst besser kennen und akzeptieren, was manchmal nicht leicht ist, z.B. wenn der Körper sich über Monate des regelmäßigen Übens kaum weiterentwickeln will. 

 

Wir lernen durch Schulung der Wahrnehmung, mit auftretenden Schwierigkeiten und Blockaden, seien sie nun körperlich oder psychisch bedingt, besser umzugehen. - Auch unsere Gedanken und Emotionen verändern sich! Mit der Zeit stellt sich zunehmend die Erkenntnis ein, dass unsere Bewegungsfähigkeit untrennbar mit unseren Gedanken und Emotionen verbunden ist. 

 

So leiten uns Körperübungen gemeinsam mit tiefer Atmung und der Wahrnehmung unserer körperlichen Reaktionen, sowie unserer Gedanken und Gefühle, in eine neue Dimension, womit wir uns einem weiteren Aspekt des Yoga nähern. Dies beinhaltet, die Auseinandersetzung mit der Beziehung zu uns selbst, zu anderen und letztlich zu den großen Lebensfragen und unserer Spiritualität 

 

Vielen Übenden fällt es zu Beginn schwer, mit ihrer Wahrnehmung nur bei sich selbst zu bleiben, sich nicht zu vergleichen, nicht zu den Anderen zu schauen und sich zu messen. Nach einer Weile genießen es die meisten, einen Großteil der Asanas mit geschlossenen Augen, auszuführen. Dies gibt uns die Möglichkeit, ganz bei uns selbst anzukommen und zu spüren, was wir  brauchen.

 

In den meisten Yogaklassen endet die Übungseinheit mit einer kurzen Entspannung oder Meditation. Für viele Yogalehrer ist es eine Freude, nach der Entspannung in die Gesichter der Teilnehmer zu sehen und die Veränderung wahrzunehmen. Tatsächlich kann die gleiche Yogastunde auf unterschiedliche Teilnehmer sehr verschieden wirken. Ein angespannter Mensch, voller Sorgen und mit grüblerischer Veranlagung, kann mental entspannen, ein müder Mensch der sich träge fühlt, vielleicht unter niedrigem Blutdruck leidet, empfindet die gleiche Stunde als anregend, ein unruhiger, überaktiver Mensch mit Verspannungen und der Neigung zu Krämpfen, kann hingegen etwas zur Ruhe kommen, den Körper lockern und entspannen. Viele Teilnehmer können Abstand zu den Problemen des Alltags gewinnen und nach der Yogastunde Ihre Situation klarer und  mit etwas Distanz betrachten.

 

Wenn zum Ende der Yoga-Stunde, wie es im traditionellen Yogaunterricht üblich ist, ein oder zwei kurze Mantras gesungen werden, (hierbei handelt es sich um kurze Silben, wie das „OM“ oder traditionelle Sätze auf Sanskrit, denen Heilwirkung zugesprochen werden) vermittelt sich bei vielen Yoga-Übenden eine tiefergehende energetische Wirkung des Yoga. Häufig kehrt in den Minuten nach dem Gesang eine kurze innere und äussere Stille ein, die keiner der Anwesenden durchbrechen mag. Für einen Augenblick wird uns die Verbindung untereinander bewusst und das Gefühl der Verbundenheit begleitet alle in Ihren Alltag. 

 

Während meines eigenen, persönlichen Yoga-Praktizierens, konnte ich erleben, dass sich körperliche Blockaden auflösten und lange unterdrückte Gefühle ins Bewusstsein traten. Ebenso konnte ich unvermittelt meinen Anteil eines aktuellen Problems wahrnehmen. Nicht immer sind diese Erlebnisse nur angenehm; z.B. wenn der Körper sich in einer sonst leicht auszuführenden Übung völlig verspannt, doch immer haben mich solche Erfahrungen letztlich weitergeführt und mir geholfen.

 

Für mich ist die Ausübung der Yoga Praxis, seien es Asanas, Atemübungen, das Mantra-singen oder die Meditation, Wege um Türen zu öffnen, zu einer in unserem Kulturkreis lange vergessenen energetischen Welt, die unser Leben erweitert und bereichert. Yoga macht es uns möglich mehr von dieser Einheit zu erleben, die wie zu Beginn erwähnt, schon in dem Begriff Yoga manifestiert ist. 

 

Wir als Menschen sind eine Einheit aus Körper, Seele und Geist, die untrennbar miteinander verwoben sind. Eine weitere energetische Dimension verbindet uns mit unserer Vergangenheit, mit den Menschen, denen wir begegnen, den Orten an denen wir uns aufhalten und unserer gesamten Umwelt. Diese Schwingungen wahrzunehmen hilft uns unser Leben tiefer und bewusster zu erleben und im Wissen um diese Verbundenheit unser Leben gelassener, friedvoller und heiterer zu leben.

 

Yoga, mit seiner Jahrtausende alten Weisheit, bietet uns die Möglichkeit unser Leben tiefer und umfassender zu leben. In diesem Sinne ist Yoga ein Weg! 

 


11.07.2019

 

Warum beschäftigen wir uns im Yoga mit Götterfiguren des Hinduismus, wie z.B. der Gottheit 'Shiva'? 

Wer heute Yoga praktiziert, insbesondere diejenigen, die Yoga lehren, kommt früher oder später mit Aspekten der indisch / hinduistischen Kultur in Berührung.

 

Die einzelnen Körper-Haltungen, die wir einnehmen, heißen „Asanas“, die Atemübungen „Prana-Yama“, Handhaltungen „Mudras“, Gesänge in der Yoga-Tradition „Mantras". Viele Yogastile haben für westliche Ohren fremd klingende Namen, Ashtanga-Yoga, Vinyasa-Yoga, Kriya-Yoga, Kundalini-Yoga etc.

 

Die meisten dieser Begriffe haben Ihre Wurzeln in einer Jahrtausende alten Sprache aus dem südasiatischen Raum, dem Sanskrit.  Viele dieser Sanskrit Begriffe führen uns, wenn wir uns darauf einlassen, neben der anregenden exotischen Ausstrahlung mehr erfahren wollen, in Ihrer Bedeutung weiter hinein in eine faszinierende, zu Beginn fremde Welt, voller Traditionen, Ritualen, Göttern. Wenn wir nach Übersetzungen einzelner Worte und Sätze suchen, fällt auf, dass es kein leichtes Unterfangen ist und wir viele unterschiedliche Interpretationen finden können.

 

Ähnlich verhält es sich mit dem Hinduismus und seiner Götterwelt.  Der Hinduismus ist nicht wirklich vergleichbar mit den anderen großen monotheistischen Religionen. Er hat keinen direkten Begründer, sondern ist in einem Zeitraum von ca. 3000 Jahren entstanden. Er vereint einerseits grundsätzlich verschiedene Religionen, die sich teilweise mit gemeinsamen Traditionen überlagern und gegenseitig beeinflussen. Andererseits in heiligen Schriften, Glaubenslehren, der Götterwelt und Ritualen aber auch Unterschiede aufweisen. Der Hinduismus hat wie alle Religionen seine Schattenseiten, jedoch auch vieles, was uns in unserem täglichen Leben und der Konfrontation mit uns selbst, unterstützen und helfen kann.

 

Die Welt der Götter zeichnet sich aus, durch eine Vielzahl an Geschichten, die es den Menschen leicht macht sich mit den Göttern zu identifizieren. Oft haben Familien einen „Lieblingsgott“, der im Hausaltar einen Ehrenplatz hat. Doch auch diese einzelnen Götter sind nicht so leicht einzuordnen, sondern eher Symbole für den immer währenden Dualismus, in dem wir leben. 

 

Spätestens seit meiner Yogalehrer-Ausbildung (Rishikesh/Indien) begleitet mich die Figur des Shiva. Der Begründer der Tradition, in der ich ausgebildet wurde, war „Swami-Shivananda“, ein indischer Arzt, der sich im Laufe seines Lebens dazu entschied, die Verbreitung und Lehre des Yoga zu seinem Lebensinhalt zu machen. Ein  Teil des Namens deutet auf die Gottheit des „Shiva“ der zweite „Ananda“ bedeutet - Glückselligkeit. Man könnte interpretieren, 'Shiva führt uns zur Glückseligkeit'. 

 

Was hat es nun auf sich mit diesem Shiva, einem der 3 wichtigsten Gottheiten des Hinduismus und was kann die Beschäftigung mit ihm uns heute in unserer modernen Welt geben?

 

Shiva bedeutet "Glückverheißender" und ist einer der Hauptgötter des Hinduismus. "Shiva", verfügt über viele verschiedene Bedeutungen. Wörtlich heißt es so viel wie "der Gütige" oder "der Liebevolle". Als Bestandteil der hinduistischen Triniität, mit den drei Aspekten des Göttlichen, mit Brahma dem Schöpfer, Vishnu dem Bewahrer, verkörpert Shiva das Prinzip der Zerstörung.

 

Shiva ist unter vielen verschiedenen Namen bekannt. In alten Texten sind 1008 Namen aufgeführt, die sich jeweils auf ein Attribut von Shiva beziehen. Häufige Beinamen sind Mahadeva ("großer Gott"), Bhairava ("der Schreckliche"), Mahesha ("höchster Herr"), Rudra ("der Wilde"), Shankara ("der segensreich Wirkende") und Vishvanatha ("Herr des Alls").

 

Shiva manifestiert sich in unterschiedlicher Art und Weise. Er ist einerseits jenseits von Namen und Form, doch zu unserem Segen nimmt er zahllose Formen an. Er erscheint in furchteinflößenden Gestalten, aber auch in friedvollen, wohlwollenden. Die bekanntesten wohlwollenden Gestalten sind „Ardhanarishvara“, seine halb männliche und halb weibliche Gestalt, 'Nataraja', der Herr des Tanzes, und 'Mahayogi', der Herr des Yoga und der Yogis.

 

Auf meiner ersten Indienreise vor fast 30 Jahren, faszinierte mich eine Götterstatue des Shiva. Die rechte Seite zeigte die männliche, die linke die weibliche Inkarnation. Dieses Bild symbolisiert die bipolare Natur der Welt, die Gleichheit von Mann und Frau, unsere Abhängigkeit, unser Angewiesensein auf einander, sowie die Vereinigung von Shiva-Shakti, die zur geistigen Erleuchtung führt. 

 

Shiva liebt seine Frau Sati hingebungsvoll. Als diese sich aus Verzweiflung  über die Demütigungen ihres Vaters selbst tötet, zögert er nicht, diesem und dessen Begleitern den Kopf abzuschlagen. Er ist immer wieder aufbrausend und gewalttätig, in der Folge empfindet er häufig Reue und ist bemüht seine Opfer wieder zu beleben, z.B. indem er Ihnen einen neuen Kopf aufsetzt. 

 

So wird Shiva zu der Figur des universellen Tänzers (Nataraja), der in einem ständigen Tanz zwischen Zerstörung und Erneuerung unsere Erde dreht. Shiva ist für Veränderung verantwortlich: zum einen für Tod und Zerstörung, zum anderen aber auch im positiven Sinn, für die Zerstörung des Egos, für falsch verstandene Identifikationen. Dazu gehört auch das Loslassen von alten Gewohnheiten und Bindungen, versinnbildlicht mit dem abgeschlagenen, später erneuerten Kopf.

 

Die Zerstörungskraft Shivas dient lediglich dem Zweck der Transformation. So wie es Zeiten des Wachsens und Werdens gibt, gibt es Zeiten des Zerfalls und Vergehens. Wenn wir uns mit dieser universellen Wahrheit vertraut machen, fällt es uns leichter loszulassen. Die Vergänglichkeit ist ein unumstößlicher Aspekt des Lebens. Shivas kosmischer Tanz deutet auf Zerstörung hin, die notwendig ist, um Raum für das Neue zu schaffen.

 

In den häufigsten Darstellungen wird Shiva als „Mahayogi“ dargestellt. Diese Figur steckt voller Symbole: 

 

Aus dem langen und offenen Haar ragt eine Mondsichel, diese symbolisiert seine Meisterschaft über Tag und Nacht, die Dualität unseres Lebens. Die Augen sind weder ganz geschlossen, noch ganz offen. Geschlossene Augen zeigen an, daß sich die Person von der Welt zurückgezogen hat. Geöffnete Augen weisen auf jemanden hin, der vollständig der Welt zugewandt ist. Die halb geschlossenen Augen bedeuten daher, daß Shivas Bewusstsein im inneren Selbst ruht, während sein Körper in der äußeren Welt aktiv bleibt.

 

Gelegentlich sieht man Wasser aus seinem Haar fließen, welches die Göttin Ganga (die Verkörperung des mächtigen Flusses Ganges) darstellt, die nach der Mythologie vom Himmel springt, von Shivas Haar aufgefangen wird und dadurch sanft auf die Erde gleitet.

 

Das dritte Auge auf der Mitte seiner Stirn steht für Wissen und Weisheit, dem Zentrum seiner Allwissenheit. Die Schlangen, die sich um die Arme und den Hals winden stehen für die Überwindung animalischer Tendenzen.

 

Dieser Shiva hat der Sage nach, in einer Meditation die Gefährdung der Menschen, durch Hinwendung zu Oberflächlichkeiten gesehen und daher seine Frau Parvati (der Reinkarnation der geliebten Sati) in die Geheimnisse des Yoga eingeweiht. Ein aufmerksamer Fisch namens Matsyendranatha hat sie beobachtet. Shiva gab ihm menschliche Gestalt und sandte ihn aus, um den Menschen die Kraft und Techniken des Yoga zu vermitteln, um den Verlockungen der äußeren Welt zu widerstehen. So wurde  er zum ersten großen Yogalehrer.

 

Als „Satyam, Shivam, Sundaram" – die Wahrheit, das Gute und die Schönheit – repräsentiert Shiva das Göttliche schlechthin, außerhalb und innerhalb unseres Selbst.

 

Wenn nun Menschen das Mantra  „Om Namah Shivaya“ rezitieren, bedeutet es soviel wie  „Alles, was du bist und hast, ist gut – so, wie es ist.“ oder „Ich grüße alles Gute, Liebevolle, alles Großartige in dir!“ Tief in jedem Menschen wirkt ein höheres Selbst. Auf der höchsten Ebene dieses Selbst sind wir reines Bewusstsein. Das Mantra zielt also auf das Göttliche – auf die Überwindung unserer Widerstände und groben Eigenschaften. Zugleich zielt es auf ein unendliches, kosmisches Bewusstsein – im Gegenüber und in uns selbst!

 

So kann uns die Beschäftigung mit Shiva hinführen zu einer positiven,  bejahenden Lebensbetrachtung, sowohl bezüglich unserer eigenen, vielleicht ungeliebten Eigenschaften, als auch gegenüber anderen Menschen und dem Schicksal. Im Vertrauen auf den Shiva in uns, der das Leben mit all seinen Facetten auskostet, leidet, zürnt, kämpft, aber auch tanzt, liebt, schützt, hilft und letztendlich in sich selbst ruht, können wir das Leben, mit allem, was wir meistern müssen, besser annehmen und die Herausforderungen gelassener überstehen.